Ein gerechter Frieden, aus dem alle Parteien erhobenen Hauptes hervorgehen und der absolute Verzicht auf Gewalt zur Durchsetzung von Gebietsansprüchen könnte dazu führen, dass auch Ukraine und Russland sich am Ende des Konflikts die Hände reichen. Ja, das ist vorstellbar, trotz aller Verletzungen und Opfer, die die Ukraine erdulden musste, und trotz des Wunsches nach Vergeltung für die russischen Soldaten, die in diesem Krieg gefallen sind, den die Verwandten der russischen Gefallenen zwar irrational, aber trotzdem irgendwie verständlich hegen.
Leider gibt es Kriegstreiber wie den ukrainischen Botschafter in Deutschland, der genüsslich verkündet, dass die Ukraine sich auch nach einem Friedensschluss natürlich die Krim zurückholen würde, sobald Russland irgendwie Schwäche zeigt.
Allerdings hat auch Deutschland 25 Jahre gebraucht, um zu akzeptieren, dass die Gebiete „jenseits von Oder und Neiße” nie wieder Teil eines deutschen Staates werden. (Natürlich hatte Deutschland diese Gebiete in einem von ihm angezettelten Angriffskrieg verloren, gerechterweise sozusagen, während der Donbaz und die Krim der Ukraine durch einen Angriff auf ihrem eigenen Territorium rechtswidrig weggenommen wurden, wodurch der Vergleich hinkt).
Versöhnung mit Putin?
Putin vereinigt das russische Volk hinter sich (und auch viele Russen und andere Menschen im Ausland) durch sein Narrativ, Russland stände alleine gegen den Rest der Welt, nur aus dem einen Grund, weil der Westen Russland wirtschaftlich und militärisch vernichten und unterwerfen will.
Dagegen steht das Narrativ des Westens, dass man nicht gegen Russland kämpft, sondern einer befreundeten Nation hilft, die von Russland unrechtmäßig auf dem eigenen Territorium angegriffen wurde. Diese Begründung für alle Hilfe des Westens für die Ukraine wird leider nicht im Entferntesten so einstimmig vorgebracht wie die russische Propaganda. Das schadet ihrer Glaubwürdigkeit.
Der erste Schritt von diesem Weg war bereits mit dem Satz des amerikanischen Präsidenten Biden gemacht, der auf Putin gemünzt sagte „Um Gottes willen, dieser Mann kann nicht an der Macht bleiben.“ Leider fügte er nicht hinzu „… wenn es zwischen Russland und Ukraine Frieden geben soll”, was das eigentliche Ziel des Beistands für die Ukraine wieder in den Mittelpunkt gerückt hätte. Auf diese Weise entstand der Eindruck, die Amerikaner verfolgten eine Destabilisierung Russlands und den Sturz seiner Administration mit Wirtschaftssanktionen und durch die Verlängerung des Ukrainekriegs als primäres Ziel, um … ja spätestens hier muss man sich ja fragen, welchen Grund die Amerikaner dazu haben sollten, außer einem tief verwurzelten Hass gegen alles, das aus dem Osten kommt (außer chinesischen T‑Shirts).
Als Nächstes sagte der unglückliche amerikanische Verteidigungsminister Austin, die Ukraine könne gewinnen, „wenn sie die richtige Ausrüstung und die richtige Unterstützung“ habe. Gewinnen und Russland unterwerfen — hat er das gemeint? Das ist absurd, wird aber natürlich gerne als Bedrohungsszenario zur Rechtfertigung der immer drastischeren russischen Kriegsführung aufgegriffen.
Zwar ist Austin nur Verteidigungs‑, nicht Außenminister, aber etwas Nachdenken über ein Ende des Krieges hätte auch ihm nicht geschadet, bevor er sich öffentlich äußert. Dann hätte er gewusst, dass eine Rückkehr zum Status quo ante, den Grenzen vom 23. Februar 2022 bei einer einvernehmlichen Regelung über die Administration der Gebiete unter russischer Besatzung und ein Korridor unter russischer Hoheit zwischen Donbaz und Krim (der fast zwingend die Stadt Mariupol einschließt) realistisch das Beste ist, das eine Friedenslösung erreichen könnte.
Wir müssen uns gegen die Kräfte wehren, die sich die Zerstörung Russlands auf die Fahnen schreiben, vor allem dann, wenn sie es als offizielle Haltung einer Regierung zum Ausdruck bringen, wie es in den USA, Großbritannien und leider auch gelegentlich auf ukrainischer Seite passiert.
Eine Erbfeindschaft, wie sie zu Kaiserzeiten zwischen Deutschland und Frankreich gepflegt wurde, um damit bei jeder passenden Gelegenheit einen Krieg vom Zaun zu brechen, ist anachronistisch, nicht nur, weil Kriege heute gefährlicher sind als je zuvor, sondern auch, weil sie keinen Raum für die Beendigung der Feindseligkeiten lassen.