Das Reisetagebuch endet am 12. September bevor wir die portugiesische Grenze erreichen. Amarcao de Pera an der Algarve ist unser letztes geplantes Ziel. In der Sportbar dort sind Gunne und Robert mit einem Freund aus Berlin fest verabredet, mehr oder weniger, der genaue Tag steht nicht fest, aber wenn sie mittags immer vorbeischauen, dann müsste es irgendwann ja klappen.
Wir überqueren also den Grenzfluss mit einer Fähre, stellen uns den strengen portugiesischen Zollbeamten und erreichen den Ort am Atlantik irgendwann abends. Aus prinzipiellen Gründen und weil die Reisekasse jetzt schon ziemlich leer ist, steuern wir keinen Campingplatz an. Wir finden aber ein schönes Plätzchen am nördlichen Ortsausgang, wo ein schmaler Einschnitt in der Küste in ein kleines Plateau ausläuft, wo der Bus und unser Zelt bequem stehen können. Unser Privatcampingplatz am Meer liegt direkt neben einem Hotel, aber wir trauen uns nicht, seine Einrichtungen in Anspruch zu nehmen.
Der Strand selber lädt zum Bade nicht so sehr ein, außerdem ist das Wasser des Atlantik kalt. Der Ort ist edel und grün, mit alten Häusern, ein riesiger Kontrast zu den Städten in Marokko, die wir zuletzt gesehen haben. Die Menschen sprechen auch eine eigenartige Sprache, die man nicht verstehen kann, wie in Afrika, aber es ist eine romanische Sprache und schnell lernen wir artig „bom dia” zu sagen und „obrigado”. Man ist wieder in Europa und die Umgebung ist wieder berechenbarer und weniger bedrohlich. In der alten kühlen Markthalle an der Uferpromenade kaufen Agi und ich unser Frühstück ein. Auf einer Steinbank in der frischen Atlantikbrise genießen wir knuspriges Brot, Joghurt mit Geschmack von Danone und die Butter läuft nicht sofort zwischen den Fingern durch.
So vergehen einige Tage, an denen Gunne und Robert die Sportbar besuchen, dort eine Weile fernsehen, ein Bier bis an die Grenzen des Anstands ausdehnen und wieder feststellen, dass ihre Verabredung nicht erscheint.
Gunne und Robert schlafen auf der Liegefläche im Bus, Agi und ich im Zelt. Meine Schwester schläft unter freiem Himmel, teils aus eigenem Entschluss, teils weil ihr nichts anderes übrigbleibt. In einer Nacht wacht sie auf, weil es plötzlich ganz eng um sie ist, obwohl sie eigentlich ausreichend Platz haben müsste. Im Licht der Sterne stellt sie fest, dass zwei Hunde von denen, die hier an Strand leben und uns regelmäßig wegen der Reste unserer Mahlzeiten besuchen, an ihren beiden Seiten sich zum Schlafen zusammengerollt haben.
Armacao de Pera ist nicht so aufregend wie Fes oder Marrakesch, sondern lieblich, mit gemäßigten Temperaturen und freundlichen Menschen. Die Zeit hier bedeutet Erholung. Gleichzeitig wird klar, dass wir nun auf der Heimreise sind und dass es einige Mitglieder unserer Reisegesellschaft nach fast zwei Monaten wieder nach Hause zieht.