In der Nachbarschaft von Friedhof und Pferdeäpfeln schlief es sich doch überraschend gut und so erschienen wir frisch und eifrig bemüht, den zivilisierten Menschen hervorzukehren, vor dem marokkanischen Konsulat, das allerdings schon von einer Horde abenteuerwütigen Deutschen belagert wurde, die alle ein Visum wollten. Nach einigen Entzifferungsschwierigkeiten hatten wir auch glücklich die Anträge (3‑fach) ausgefüllt, die sowieso nie ein Mensch lesen würde. Drei bis vier Stunden hieß es nun auf die Visa warten, da vergnügte sich jeder auf seine Art, Gunne biertrinkend, Robert ergab sich seiner Lebensaufgabe (Flippern), auch a wagte einige Versuche, mehr auf Roberts Freispiele spekulierend. Agi und Stefan lesen sich gegenseitig Zola vor. Vor der Botschaft ist es indessen nicht so gemütlich. Ein Typy der sich darüber aufregt, dass alle von der spanischen Polizei an die Hauswand gedrängt wurden, wurde gleich für zwei Tage eingelocht, so dass A. I. und die Deutsche Botschaft eingeschaltet werden müssen. Nach stundenlangem Anstehen in der Botschaft, eingerahmt von Bildnissen Hassans in allen Lebenslagen, hatten wir schließlich unseren dicken Stempel mit Arabisch im Paß.
Davon total überanstrengt lassen wir uns beim billigen Alfonso am Hafen nieder, einer von Gunnes Stammkneipen – all over the World.
Nach zwei Stunden im Hafengestank können wir uns „einschiffen“, wobei uns zum x‑ten Mal der Anblick unserer lieben Berliner Mitbürger mit drei Viechern zum Kotzen brachte. Die Überfahrt benutzt Gunne dazu, den beiden eines landeskundlichen Vortrag über Marokko zu halten, da sie nicht einmal zu wissen scheinen, ob sie sich nördlich oder südlich des Äquators befinden.
Langsam entschwindet der Gibraltar-Felsen – eine sehr gute Radiostation – und bald sind wir in Ceuta. Dort verwirklichen wir unsere größte Sehnsucht: Endlich einen Kassettenrekorder, damit Robert seinen Drafi Deutscher, Gunne Queen, a Sweet und Stefan und Agi Pink Floyd hören können. Nachdem uns im Laden überzeugend demonstriert worden war (mit Hilfe von Pinzetten, Papier und ähnlichen Gegenständen), wurde er gleich mitgenommen (mit Boxen 100 Mark, da Ceuta zollfrei ist). Schließlich entdeckten wir zwischen all den Elektronik- und Schnapsläden auch einen Supermercado, den wir halb ausräumten, um uns für drei Wochen Marokko einzudecken. Um acht Uhr dreißig überqueren wir dann die Grenze zu unserem heißersehnten Ziel Marokko. Der Zöllner, der unseren Bus durchsuchen wollte, wurde durch Egon, den wir freundlicherweise ausschalteten, so überwältigt, dass wir unbehelligt an den nächsten Strand pennen fahren, nachdem uns für den angeblichen Campingplatz zwei Dirham fünfzig abgeknöpft worden sind.