Krieg in der Ukraine — geht er nie zu Ende?

Kyiv — Foto: Jor­ge Franganillo

Ein gerech­ter Frie­den, aus dem alle Par­tei­en erho­be­nen Haup­tes her­vor­ge­hen und der abso­lu­te Ver­zicht auf Gewalt zur Durch­set­zung von Gebiets­an­sprü­chen könn­te dazu füh­ren, dass auch Ukrai­ne und Russ­land sich am Ende des Kon­flikts die Hän­de rei­chen. Ja, das ist vor­stell­bar, trotz aller Ver­let­zun­gen und Opfer, die die Ukrai­ne erdul­den muss­te, und trotz des Wun­sches nach Ver­gel­tung für die rus­si­schen Sol­da­ten, die in die­sem Krieg gefal­len sind, den die Ver­wand­ten der rus­si­schen Gefal­le­nen zwar irra­tio­nal, aber trotz­dem irgend­wie ver­ständ­lich hegen.

Lei­der gibt es Kriegs­trei­ber wie den ukrai­ni­schen Bot­schaf­ter in Deutsch­land, der genüss­lich ver­kün­det, dass die Ukrai­ne sich auch nach einem Frie­dens­schluss natür­lich die Krim zurück­ho­len wür­de, sobald Russ­land irgend­wie Schwä­che zeigt.

Aller­dings hat auch Deutsch­land 25 Jah­re gebraucht, um zu akzep­tie­ren, dass die Gebie­te „jen­seits von Oder und Nei­ße” nie wie­der Teil eines deut­schen Staa­tes wer­den. (Natür­lich hat­te Deutsch­land die­se Gebie­te in einem von ihm ange­zet­tel­ten Angriffs­krieg ver­lo­ren, gerech­ter­wei­se sozu­sa­gen, wäh­rend der Don­baz und die Krim der Ukrai­ne durch einen Angriff auf ihrem eige­nen Ter­ri­to­ri­um rechts­wid­rig weg­ge­nom­men wur­den, wodurch der Ver­gleich hinkt).

Versöhnung mit Putin?

Putin ver­ei­nigt das rus­si­sche Volk hin­ter sich (und auch vie­le Rus­sen und ande­re Men­schen im Aus­land) durch sein Nar­ra­tiv, Russ­land stän­de allei­ne gegen den Rest der Welt, nur aus dem einen Grund, weil der Wes­ten Russ­land wirt­schaft­lich und mili­tä­risch ver­nich­ten und unter­wer­fen will. 

Dage­gen steht das Nar­ra­tiv des Wes­tens, dass man nicht gegen Russ­land kämpft, son­dern einer befreun­de­ten Nati­on hilft, die von Russ­land unrecht­mä­ßig auf dem eige­nen Ter­ri­to­ri­um ange­grif­fen wur­de. Die­se Begrün­dung für alle Hil­fe des Wes­tens für die Ukrai­ne wird lei­der nicht im Ent­fern­tes­ten so ein­stim­mig vor­ge­bracht wie die rus­si­sche Pro­pa­gan­da. Das scha­det ihrer Glaubwürdigkeit.

Der ers­te Schritt von die­sem Weg war bereits mit dem Satz des ame­ri­ka­ni­schen Prä­si­den­ten Biden gemacht, der auf Putin gemünzt sag­te „Um Got­tes wil­len, die­ser Mann kann nicht an der Macht blei­ben.“ Lei­der füg­te er nicht hin­zu „… wenn es zwi­schen Russ­land und Ukrai­ne Frie­den geben soll”, was das eigent­li­che Ziel des Bei­stands für die Ukrai­ne wie­der in den Mit­tel­punkt gerückt hät­te. Auf die­se Wei­se ent­stand der Ein­druck, die Ame­ri­ka­ner ver­folg­ten eine Desta­bi­li­sie­rung Russ­lands und den Sturz sei­ner Admi­nis­tra­ti­on mit Wirt­schafts­sank­tio­nen und durch die Ver­län­ge­rung des Ukrai­ne­kriegs als pri­mä­res Ziel, um … ja spä­tes­tens hier muss man sich ja fra­gen, wel­chen Grund die Ame­ri­ka­ner dazu haben soll­ten, außer einem tief ver­wur­zel­ten Hass gegen alles, das aus dem Osten kommt (außer chi­ne­si­schen T‑Shirts).

Als Nächs­tes sag­te der unglück­li­che ame­ri­ka­ni­sche Ver­tei­di­gungs­mi­nis­ter Aus­tin, die Ukrai­ne kön­ne gewin­nen, „wenn sie die rich­ti­ge Aus­rüs­tung und die rich­ti­ge Unter­stüt­zung“ habe. Gewin­nen und Russ­land unter­wer­fen — hat er das gemeint? Das ist absurd, wird aber natür­lich ger­ne als Bedro­hungs­sze­na­rio zur Recht­fer­ti­gung der immer dras­ti­sche­ren rus­si­schen Kriegs­füh­rung aufgegriffen. 

Zwar ist Aus­tin nur Verteidigungs‑, nicht Außen­mi­nis­ter, aber etwas Nach­den­ken über ein Ende des Krie­ges hät­te auch ihm nicht gescha­det, bevor er sich öffent­lich äußert. Dann hät­te er gewusst, dass eine Rück­kehr zum Sta­tus quo ante, den Gren­zen vom 23. Febru­ar 2022 bei einer ein­ver­nehm­li­chen Rege­lung über die Admi­nis­tra­ti­on der Gebie­te unter rus­si­scher Besat­zung und ein Kor­ri­dor unter rus­si­scher Hoheit zwi­schen Don­baz und Krim (der fast zwin­gend die Stadt Mariu­pol ein­schließt) rea­lis­tisch das Bes­te ist, das eine Frie­dens­lö­sung errei­chen könnte.

Wir müs­sen uns gegen die Kräf­te weh­ren, die sich die Zer­stö­rung Russ­lands auf die Fah­nen schrei­ben, vor allem dann, wenn sie es als offi­zi­el­le Hal­tung einer Regie­rung zum Aus­druck brin­gen, wie es in den USA, Groß­bri­tan­ni­en und lei­der auch gele­gent­lich auf ukrai­ni­scher Sei­te passiert. 

Eine Erb­feind­schaft, wie sie zu Kai­ser­zei­ten zwi­schen Deutsch­land und Frank­reich gepflegt wur­de, um damit bei jeder pas­sen­den Gele­gen­heit einen Krieg vom Zaun zu bre­chen, ist ana­chro­nis­tisch, nicht nur, weil Krie­ge heu­te gefähr­li­cher sind als je zuvor, son­dern auch, weil sie kei­nen Raum für die Been­di­gung der Feind­se­lig­kei­ten lassen.

Ein paar Gedanken zum Pflegenotstand

Schwes­tern­schü­ler Anfang des 20. Jahrhunderts

Neu­lich sprach ich mit mei­nem Sohn Robin über Wege aus dem Pfle­ge­not­stand. Sei­ne Mut­ter ist Pfle­ge­kraft, also sind wir gewis­ser­ma­ßen Betrof­fe­ne. Durch mei­ne Arbeit im Betriebs­rat eines Kran­ken­hau­ses und die damit ver­bun­de­nen, vie­len Gesprä­che habe ich etwas Ein­sicht in die Pro­ble­me gewonnen.

Anders als vie­le anneh­men, ist Geld nicht das pri­mä­re Pro­blem. Pfle­ge­kräf­te auf einer Inten­siv­sta­ti­on ver­die­nen rela­tiv gut, abhän­gig vom Arbeit­ge­ber, vor allem, wenn sie eini­ge Jah­re Berufs­er­fah­rung haben. Bei den Kol­le­gen auf den peri­phe­ren Sta­tio­nen ist sicher mehr Luft nach oben. 

Zwei Din­ge wür­den mei­nes Erach­tens wirk­lich hel­fen, die bis­her über­haupt nicht oder nicht aus­rei­chend the­ma­ti­siert wurden.

Das Berufs­bild muss sich so ändern, dass dem Pfle­ge­be­ruf mehr Ver­ant­wor­tung und mehr Hand­lungs­op­tio­nen über­tra­gen wer­den. Die Aus­bil­dung muss ent­spre­chend ange­passt wer­den, sodass Pfle­ge­kräf­te auf Augen­hö­he mit den behan­deln­den Ärz­ten in der Behand­lung der Pati­en­ten zusam­men­ar­bei­ten kön­nen, wie es in ande­ren Län­dern üblich ist. In man­chen Kli­ni­ken ist das bereits der Fall, aber noch nicht aus­rei­chend. Durch die Auf­wer­tung des Berufs­bil­des wird der Beruf attrak­ti­ver für jun­ge Leu­te, was wie­der­um mit­tel­fris­tig zu mehr Berufs­an­fän­gern führt. Die Rei­hen könn­ten sich so in ein paar Jah­ren wie­der füllen.

Zwei­tens muss man ein­se­hen, dass nicht alle einen Beruf, der kör­per­lich und psy­chisch so anstren­gend ist, bis zum Ren­ten­al­ter aus­üben kön­nen. Im Moment sieht man das beson­ders deut­lich, weil es mehr älte­re Pfle­ge­kräf­te als jun­ge gibt. Das ist Demo­gra­fie und nicht zu ändern. 

Älte­re Pfle­ge­kräf­te berich­ten, dass die Arbeits­tei­lung frü­her bes­ser funk­tio­niert hat als heu­te. Kör­per­lich schwe­re Arbei­ten haben eher die jun­gen Pfle­ge­kräf­te über­nom­men und man konn­te jeman­den dazu rufen, wenn Not am Mann war. Pfle­ge­kräf­te über 50 wur­den viel­fach nicht mehr oder zu weni­ger Nacht­diens­ten her­an­ge­zo­gen, wie es der Arbeits­schutz emp­fiehlt. Das alles ist durch Demo­gra­fie und die knap­pen Beset­zun­gen der Diens­te nicht mehr mög­lich. Hier muss eine Per­spek­ti­ve geschaf­fen wer­den, die es erlaubt, frü­her aus­zu­stei­gen oder in weni­ger belas­ten­de Tätig­kei­ten zu wechseln. 

Von Flug­lot­sen und Pilo­ten sind sol­che Model­le bekannt. Bei den Pfle­ge­kräf­ten geht es um ein paar Nasen mehr, hier muss mehr Geld in die gesetz­li­che Alters­si­che­rung flie­ßen (nicht nur in die Taschen der Betrof­fe­nen), um einen frü­he­ren Ein­stieg in die Regel­al­ters­ren­te ohne Abschlä­ge zu ermög­li­chen, denn es gibt nicht für alle Älte­ren weni­ger belas­ten­de Tätig­kei­ten, in die sie wech­seln könn­ten. Selbst vie­le jun­ge Leu­te kön­nen sich heu­te nicht vor­stel­len, den Pfle­ge­be­ruf bis zur Regel­al­ters­gren­ze aus­zu­üben. Unter der Belas­tung redu­zie­ren vie­le ihren Arbeits­zeit­an­teil und gehen mit weni­ger Geld nach Hau­se — und da geht es nicht um die viel beschwo­re­ne Work-Life-Balan­ce! Das Licht am Ende des Tun­nels ist ein­fach zu weit weg.

Pflegenotstand — kein Ende in Sicht

Im Betriebs­rat in dem Kran­ken­haus, in dem ich zur Zeit arbei­te, gerie­ten wir kürz­lich wie­der ein­mal in eine hef­ti­ge Debat­te über die Grün­de für den Man­gel an Pfle­ge­kräf­ten und über Mög­lich­kei­ten, die­sen Man­gel zu besei­ti­gen. Aus­ge­löst wur­de sie durch eine Mit­be­stim­mungs­an­zei­ge für zwei Pfle­ge­kräf­te aus Bos­ni­en-Her­ze­go­wi­na, die auf der Inten­siv­sta­ti­on die Arbeit auf­neh­men sollten.

Im Grun­de genom­men ist die gegen­wär­ti­ge Gewin­nung von Pfle­ge­kräf­ten — wie im übri­gen schon seit lan­gem — unethisch, weil sie auf Kan­ni­ba­li­sie­rung beruht. Es ist ein gutes Zei­chen, dass es uns wütend macht, denn es ist falsch und muss bekämpft werden.

Die Kan­ni­ba­li­sie­rung geht natio­nal und inter­na­tio­nal von­stat­ten. Es ist näm­lich kein Zei­chen von wun­der­ba­rer inter­na­tio­na­ler Zusam­men­ar­beit, dass man die Gren­ze zu Tsche­chi­en nicht schlie­ßen kann, weil dann in Bay­ern Ärz­te und Pfle­ge­kräf­te feh­len (und Arbeits­kräf­te bei Auto­bau­ern und ‑zulie­fe­rern), son­dern eine aggres­si­ve und zer­stö­re­ri­sche Aus­beu­tung der Res­sour­cen unse­rer euro­päi­schen Nach­barn. Hat sich denn nie jemand gefragt, wer in Ser­bi­en, Alba­ni­en, Bos­ni­en-Her­ze­go­wi­na, in Tsche­chi­en und in Polen — um nur ein paar Bei­spie­le zu nen­nen — kran­ke Men­schen behan­delt und pflegt? Wie die­se Län­der es ver­kraf­ten, dass die Men­schen ihnen den Rücken keh­ren, sobald sie gut aus­ge­bil­det sind? Was das für die Zukunft die­ser Län­der bedeu­tet? Offen­bar haben wir uns so sehr an die­sen sehr ein­sei­ti­gen „Aus­tausch” gewöhnt, dass wir nichts Anrü­chi­ges dar­an fin­den kön­nen. War das nicht immer schon so? Kom­men Kran­ken­schwes­tern nicht schon immer von weit her, aus Viet­nam und aus Polen? Hat man sich nicht mitt­ler­wei­le dar­an gewöhnt, dass der Arzt den Pati­en­ten nicht gut ver­steht, weil er des­sen Spra­che nur lücken­haft spricht?

Ausweisungen und das Recht auf Asyl

Menschen, Ernte, Hilfe, Unterbrechung, Oliven, Flüchtlinge, Asyl, Libanon, Syrien, Kostenlose foto In PxHere
Quel­le pxhere.com

Es gibt vie­le Grün­de, mit der Ein­wan­de­rungs­po­li­tik und der Asyl­ge­wäh­rung hier­zu­lan­de unzu­frie­den zu sein. Das größ­te Unbe­ha­gen berei­tet mir die feh­len­de Bestimmt­heit bei den Ver­fah­ren, die regeln, wer blei­ben darf und wer gehen muss.

Die Ent­schei­dung über ein Asyl­ge­such und über das Blei­be­recht, wenn kei­ne for­ma­len Asyl­grün­de vor­lie­gen, wird in der Bun­des­re­pu­blik weit­ge­hend in einer recht­li­chen Grau­zo­ne nach per­sön­li­chem Ermes­sen von Sach­be­ar­bei­tern getrof­fen. Der Rechts­weg steht zwar grund­sätz­lich jedem offen, des­sen Ersu­chen abschlä­gig beschie­den wird. Aber ein schlech­tes Ver­fah­ren wird nicht bes­ser, weil ein Rich­ter es über­prü­fen kann. Im Gegen­teil, auch der Rich­ter stützt sich bei sei­ner Ent­schei­dung auch auf die im Asyl­ver­fah­ren erho­be­nen Erkennt­nis­se und kommt daher fast zwin­gend zum glei­chen Ergebnis. 

Ein Pro­blem dabei, von dem immer wie­der berich­tet wird, sind die Dol­met­scher, die gro­ßen Ein­fluss dar­auf haben, was in den Akten fest­ge­hal­ten wird. Wenn der Über­set­zer aber aus eth­ni­schen oder reli­giö­sen Grün­den, oder weil er ein­fach dem Her­kunfts­staat gegen­über loy­al ist, dem Asyl­su­chen­den nicht wohl­ge­son­nen ist, kann er des­sen Ein­las­sun­gen ver­fär­ben oder ver­fäl­schen, ohne dass das leicht zu ent­de­cken ist. Das geschieht tag­täg­lich, nicht nur in Einzelfällen.

Asyl­su­chen­de erle­ben die Prü­fung ihres Antrags oft als einen Akt der Will­kür und die Obrig­keit als in ihrem Han­deln ohne Regeln und Kon­trol­le von Gefäl­lig­kei­ten und Gehäs­sig­kei­ten gesteu­ert — nicht anders, als sie es oft aus ihrem Her­kunfts­land gewohnt sind. Die Bun­des­re­pu­blik muss ihnen als Will­kür­staat erschei­nen, in dem Recht und Gesetz nicht prä­sent sind, was sich gele­gent­lich — ohne das ent­schul­di­gen zu wol­len — auf die Com­pli­ance des Asyl­su­chen­den überträgt.

Für Asyl­su­chen­de und für die Men­schen im Lan­de ist es jeden­falls zer­mür­bend, wenn Aus­wei­sun­gen damit begrün­det wer­den, die Betrof­fe­nen sei­en „Gefähr­der und Straf­tä­ter”, ohne dass man sich des­sen sicher sein kann, dass die­se Ein­ord­nun­gen in jedem Ein­zel­fall rechts­staat­li­chen Kri­te­ri­en genügt. So sind Zwei­fel begrün­det, dass nur sol­che Per­so­nen in ihr Her­kunfts­land zurück­ge­führt wer­den, bei denen man bei ver­stän­di­ger Wür­di­gung zu dem Ergeb­nis kom­men muss, dass sie dem Asyl­land und sei­nen Bür­gern Scha­den zufü­gen wer­den. Wenn aber Men­schen, die ihrem Gast­land wohl geson­nen sind, durch die Rück­füh­rung in ihr Her­kunfts­land einem Risi­ko von Ver­fol­gung, Fol­ter und Tod aus­ge­setzt wer­den, so ist das beson­ders tra­gisch. Ob man im Gegen­zug hin­neh­men will, dass Per­so­nen einem sol­chen Risi­ko aus­ge­setzt wer­den, die dem Asyl­land scha­den, ist ein wei­tes Feld der Debat­te, das schließ­lich in der Fra­ge mün­det, ob Leben und Gesund­heit jedes Men­schen hier und heu­te tat­säch­lich unter dem beson­de­ren Schutz der staat­li­chen Ord­nung stehen.

Da es immer wie­der um Leben und Gesund­heit des ein­zel­nen Asyl­su­chen­den geht, besteht ein drin­gen­der Bedarf, das Asyl­ver­fah­ren rechts­si­cher durch Geset­ze fest­zu­le­gen und der Grau­zo­ne der Unsi­cher­heit und des per­sön­li­chen Ermes­sens zu ent­rei­ßen. Hier­zu gehört auch die Fest­le­gung, wann Per­so­nen hier blei­ben dür­fen, deren Asyl­ge­such abge­lehnt wur­de. Rechts­si­cher­heit in die­sen wich­ti­gen und kon­tro­vers dis­ku­tier­ten Fra­gen ist sicher kei­ne unbil­li­ge Erwar­tung gegen­über einem Rechtsstaat.

Die Ver­fah­ren zur Gewäh­rung des ALG II kann man übri­gens unbe­denk­lich mit glei­cher Elle mes­sen, obwohl es da „nur” um staat­li­che Leis­tun­gen geht, nicht um Leben und Tod.

Ärzte ohne Grenzen

Spie­gel und Han­dels­blatt fei­ern ein Start-up, dass mit­tels Apps Deutsch­land aus dem Mit­tel­al­ter in die digi­ta­le Neu­zeit kata­pul­tie­ren soll.

Das ist genau­so lächer­lich, als wür­de ein Infor­ma­ti­ker eine Haus­arzt­pra­xis auf­ma­chen, weil er selbst gele­gent­lich sei­ne Weh­weh­chen erfolg­reich the­ra­piert hat — mit dem Unter­schied, dass Geset­ze und Stan­des­ord­nung das nicht zulas­sen. Die­sen Ärz­ten soll­te man Gren­zen zie­hen und sie anhal­ten, das zu tun, wofür sie aus­ge­bil­det sind und nicht die Welt mit Apps zu beglü­cken, die indus­tri­el­len Maß­stä­ben von Ergo­no­mie, Daten­schutz und Daten­si­cher­heit, Soft­ware­de­sign, Schnitt­stel­len- und API-Design ein­fach in kei­ner Wei­se standhalten. 

Kar­dio­lo­gen schei­nen für die­se Art von Hybris gene­tisch anfäl­lig zu sein, die sie glau­ben lässt, sie wäre zu allem befä­higt, weil sie Ärz­te sind. Lei­der gibt es bereits meh­re­re Ärz­te, die mit ihren Lösun­gen durch die Lan­de tin­geln und den einen oder ande­ren Kli­nik­chef davon über­zeu­gen, gegen den erbit­ter­ten Wider­stand (oder ohne die Kennt­nis) der IT-Abtei­lung, die die­se Soft­ware war­ten und Anwen­der bei deren Bedie­nung unter­stüt­zen muss. 

Der Mythos der Gara­gen­fir­men, aus denen mil­li­ar­den­schwe­re Soft­ware­un­ter­neh­men ent­stan­den sind, ist zum Teil so miss­ver­stan­den wor­den, dass jeder Besit­zer einer Gara­ge eine Soft­ware­fir­ma grün­den und groß machen kann. Aus­schlag­ge­bend war in allen Fäl­len jedoch nicht die Gara­ge, son­dern unter­neh­me­ri­scher Geist und eben die tech­ni­sche Aus­bil­dung, die­se Din­ge zu tun.

Durch das Kran­ken­haus­zu­kunfts­ge­setz wird aktu­ell mas­siv Geld in das Sys­tem gepumpt. Das hat Gei­er und Blen­der auf den Plan geru­fen, die ihre Berech­ti­gung dar­aus bezie­hen, dass sie wis­sen, wie man die Ver­wal­tung für dumm ver­kau­fen und bezir­zen muss, um an die­se För­der­töp­fe zu kom­men. Aus­ge­ge­ben wird das Geld danach, wer als Anbie­ter sich recht­zei­tig in die Pole-Posi­ti­on gebracht hat und was ins Bud­get passt. Einen Mas­ter­plan, wie das Zusam­men­ge­kauf­te (oft nur Vapor­wa­re, von der ein schi­cker Mock-Up exis­tiert) zusam­men­spie­len soll, ist weder Vor­aus­set­zung noch in den Bera­tungs­leis­tun­gen ein­ge­schlos­sen (war­um soll­te man auch etwas tun, wofür es kein Geld gibt). Somit ist das Kran­ken­haus­zu­kunfts­ge­setz ein schö­nes Bei­spiel von einem nai­ven guten Vor­satz, der am Ende nur dazu führt, dass Steu­er­geld unters Volk kommt. Denn des­sen kön­nen wir gewiss sein: das Geld ist nicht weg, es hat nur ein anderer.

Mietendeckel-„Irrsinn”?

Das Deut­sche Insti­tut für Wirt­schafts­for­schung (DIW) ist „in Sor­ge” über die Aus­wir­kun­gen des Ber­li­ner Mie­ten­de­ckels, Leser des Tages­spie­gels sehen Ber­lin von Sozia­lis­ten regiert. Der Tages­spie­gel macht rich­tig Stimmung.

Der Mie­ten­de­ckel nimmt vie­len die Sor­ge um die Bezahl­bar­keit des eige­nen Wohn­raums — wenigs­tens für eine über­schau­ba­re Zeit.

Ange­bot an Woh­nun­gen hal­biert” — „Mie­ten­de­ckel hat dra­ma­ti­sche Auswirkungen” 

Sicher kann man fest­hal­ten, dass vie­le Ber­li­ner erheb­lich weni­ger Mie­te zah­len als vor dem Mie­ten­de­ckel. Obwohl die Zah­len nicht rich­tig belast­bar sind, über­rascht das Momen­tum der Maß­nah­me offen­bar selbst deren Urhe­ber. Wegen der aus­ste­hen­den Gerichts­ent­schei­dung über die Recht­mä­ßig­keit der Maß­nah­me geben vie­le das Gespar­te noch nicht aus, son­dern legen es als Sicher­heit auf die hohe Kante. 

Weg ist das Geld nicht — es hat eben nur jemand ande­res, und das ist gut so. 

Ange­bot hal­biert? Da reibt man sich Augen: steht die Hälf­te der Woh­nun­gen leer? Nein, auch wenn das gele­gent­lich öffent­lich­keits­wirk­sam behaup­tet wird — durch den Mie­ten­de­ckel wird es nicht attrak­ti­ver, Wohn­raum leer­ste­hen zu lassen.

Hohe Mie­ten waren bis­her für vie­le ein Grund, umzu­zie­hen und haben damit auf dem Woh­nungs­markt für Bewe­gung gesorgt. Jeder Mie­ter fragt sich regel­mä­ßig, ob er monat­lich ein Drit­tel bis die Hälf­te sei­nes ver­füg­ba­ren Ein­kom­mens dafür auf­brin­gen will, dass er oder sie ein Dach über dem Kopf hat. Die Begü­ter­ten bau­en oder kau­fen selbst, die weni­ger Begü­ter­ten schau­en, ob man nicht woan­ders für weni­ger Geld mehr Wohn­qua­li­tät bekommt. Zah­lungs­kräf­ti­ge­re Bewer­ber rücken nach. Hohe Mie­ten hal­ten auf die­se Wei­se ein unpro­duk­ti­ves Umzugs- und Ver­drän­gungs­ka­rus­sell am Lau­fen. Wenn das Karus­sell sich lang­sa­mer dreht, ist das Ange­bot nicht mehr so groß — das ist wahr, es bedeu­tet aber auch, dass die Ver­drän­gung von nicht so zah­lungs­kräf­ti­gen Mie­tern aus attrak­ti­ven Wohn­la­gen, bekannt als Gen­tri­fi­zie­rung, an Tem­po verliert.

Ich beken­ne, dass ich selbst Wohn­raum ver­mie­te, übri­gens zu einem erheb­lich gerin­ge­ren Preis als vor dem Mie­ten­de­ckel. Obwohl ich also Ein­bu­ßen habe, bin ich mit der gesetz­li­chen Schaum­brem­se für den über­hitz­ten Woh­nungs­markt ein­ver­stan­den. Die Sor­ge um die Bezahl­bar­keit der eige­nen Woh­nung ist durch die Maß­nah­me vie­len genom­men wor­den, das ist gut so.

Ich glaube nicht an KI

Zu dem Arti­kel auf heise.de https://www.heise.de/news/Ursula-von-der-Leyen-Ich-glaube-an-die-Kraft-von-KI-5046668.html

von der Ley­en: „Ich glau­be an die Kraft von KI!”
Quel­le: CC-BY‑4.0: © Euro­pean Uni­on 2019 – Source: EP

KI ist nichts Magi­sches und Abs­trak­tes, an das man nur glau­ben kann, weil es nicht greif­bar ist. Künst­li­che Intel­li­genz ist ein Ober­be­griff für Mecha­nis­men, die Ent­schei­dun­gen, die immer gleich fal­len, auto­ma­tisch vor­weg­neh­men. Wo Sach­be­ar­bei­ter nur Richt­li­ni­en anwen­den, auf die sie selbst kei­nen Ein­fluss haben, oder Ärz­te The­ra­pie­ent­schei­dun­gen tref­fen, ohne den Pati­en­ten gespro­chen oder gese­hen zu haben, ist nichts dar­an aus­zu­set­zen, dass Soft­ware Ent­schei­dun­gen vor­weg­nimmt, die immer gleich fal­len, und damit den Pro­zess beschleunigt.

Wenn der Mensch gele­gent­lich Feh­ler macht, weil er die Viel­zahl von Para­me­tern nicht mehr über­schau­en kann, z. B. wenn er nicht alle Para­me­ter betrach­tet oder will­kür­lich abwägt, kann die Pro­zess­qua­li­tät gestei­gert wer­den, wenn die Regel­wer­ke der Ent­schei­dungs­grund­la­ge for­ma­li­siert und der Pro­zess sel­ber auto­ma­ti­siert wird.

Goog­le stellt nicht so vie­le Frau­en ein. Bei einem Test­lauf hat die AI beim Goog­le Recrui­ting des­halb Bewer­bun­gen von Frau­en bereits im Vor­feld aus­sor­tiert. So ver­stärkt AI nega­ti­ve Ten­den­zen, denn bei aller Intel­li­genz fehlt ihr die Fähig­keit zur kri­ti­schen Reflexion.

Sing Bach!

Zehn Bran­den­bur­ger Sing­klas­sen üben vier Tage auf Schloss Boit­zen­burg für ein öffent­li­ches Kon­zert in Schwedt.

Brandenburger Singklassen

sin­gen Bach!

OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA

 

19.4.2006: Von Rieben nach Trebbin

Die legen­dä­ren Wan­de­run­gen im Ber­li­ner Umland sind jetzt auf ein­zel­nen Sei­ten, kön­nen dort ange­se­hen und kom­men­tiert werden.

19.4.2006: Von Rieben nach Trebbin