Meine Tante Johanna war bei meinen Eltern zu Besuch und behütete zeitweise meine Cousine Sibylle, meine Schwester und mich. An einem langweiligen Winternachmittag entstand einer unserer ersten Filme mit Handlung. Wie in dem Titel schon zum Ausdruck kommt, geht es weniger um Originalität, sondern mehr darum, die schon oft im Fernsehen und im Kino gesehenen, klassischen Elemente des Films in einer selbst ausgedachten Handlung zu kombinieren. Aus diesen Zutaten und fünfzehn Metern Schwarz-Weiß-Film entstand der „Besuch bei Tante Amalie”. Die beiden Mädels gehen auf Reisen, was durch einen Zug mit einer mächtig rauchenden Lokomotive symbolisiert wird — schon zu der Zeit eine Rarität und ein Glücksfall, dass ich diese bei einer völlig anderen Gelegenheit vor das Objektiv bekam. Dann geht alles sehr schnell. Durch ein Versehen landen die beiden nicht bei Tante Amalie, sondern bei einem glatzköpfigen Schurken (wegen blödsinnigen Wette hatte ich gerade gar keine Haare auf dem Kopf), der sie umgehend in einen finsteren Keller sperrt. Es gelingt ihnen aber, sich zu befreien, indem sie den Schlüssel zur Tür aus dem Schlüsselloch heraus stoßen und auf einer Zeitung unter der Tür hineinziehen. Kaum haben sie die Tür geöffnet, schon wird die Situation noch einmal turbulent, weil der Schurke auftaucht und versucht, sie mit einer Waffe einzuschüchtern. Dramatisch wird es aber erst, als auch noch eine fette Spinne auftaucht (ein von Silvester übrig gebliebener Scherzartikel). Vor die Wahl gestellt, Spinne oder Schurke, entwaffnen die Mädels lieber den Schurken als sich mit der Spinne auseinanderzusetzen. Der Schurke wird so seiner gerechten Strafe zugeführt und am Ende des Films werden die Heldinnen von ihrer überglücklichen Tante Amalie in Empfang genommen. Dreieinhalb Minuten, fertig, Applaus, nach Haus. Meine Familie liebte den Film.