Kaum hat der Bus ein paar Tage gestanden, schon ist er völlig unbrauchbar. Wie sich die Dinge des täglichen Bedarfs so im Auto verteilen, dass niemand mehr sitzen kann, ist völlig unklar. Also müssen wir erstmal aufräumen, einräumen, umräumen, bevor wir losfahren können, alles ohne Frühstück. Zwei Stunden nach dem Aufstehen sind wir am Fährhafen und kaufen Essen ein. Auf der Fähre findet dann endlich eine Frühstücksorgie statt und der Klapp-Campingstuhl, der uns aus dem Leim gegangen war, wird repariert. Weiter geht es in Richtung Istanbul! Mittagshitze, Badepause, Futterpause, schreiben, lesen, quatschen, einer muss immer den Fahrer unterhalten, so geht es wieder mal auf die Landstraße. Nach diesen Tagen voll von fettem Urlaub tut das wieder gut. Beim Baden treffen wir ein paar Bonner, die gleich nach Berlin eingeladen werden. Der griechische Zoll, nach wilder Holperstraßenfahrt erreicht, will nichts von uns, der türkische lässt uns schmoren. An der Grenze sehr viele junge Leute in allen nur möglichen Kombinationen. Manche wollen nach Afghanistan, eine riesige Gruppe nach Indien, manche einfach nur so weit weg von Europa wie sie kommen. Wer noch Geld hat, der kauft hier zollfrei ein. Frisches Wasser wird in alle möglichen Behälter abgefüllt.
Weiter geht es (Hitze, Hitze!) über schnurgerade Straße durch öde Landschaft mit vereinzelten, jetzt schon sehr nahöstlich anmutenden Dörfern. Als wir später wieder am Meer entlang fahren, sehen wir wieder die internationale, in Beton geronnene Phantasielosigkeit, dazwischen hellgrün und lila angestrichene Lehmhütten. Überall brennen die Bauern ihre Felder ab.
Nach Einbruch der Dunkelheit stoßen wir wieder auf den Autoput, auf all die Türken, die nach Hause fahren, mit voll beladenen Autos mit deutschen Zollkennzeichen, und auf Lastwagen, riesig, mit wild-bunt-funkelnder Beleuchtung, die aussehen wie überdimensionale Weihnachtsbäume. Man fährt Stoßstange an Stoßstange, mal rast man, mal kriecht man. Viele Türken fahren völlig übermüdet: Schnell von Deutschland nach Hause, ohne zu schlafen. Wir mittendrin. Mit der Zeit tun die Augen weh. Der entgegenkommende Verkehr hat das Licht falsch eingestellt oder aufgeblendet. Oder beides. So scheint es.
Aber wir haben ein Ziel: Londra-Camping, kurz vor Istanbul. Hier angekommen, wollen wir doch nicht unter freiem Himmel schlafen. So wie wir denken die meisten. Der Platz liegt genau an der Straße. Tag und Nacht quälen sich Schlangen von Autos nach Istanbul hinein, am uns vorbei. Trotzdem ist er wirklich voll. Uns macht das nichts. Mittenrein und endlich die Augen zu, alles andere ist nicht mehr wichtig. Vorher noch einen Blick in den Supermarkt (voll mit geschmacklosen Plastik-Buntheiten) und ein (wirklich gutes) Abendessen.