Am nächs­ten Tag wol­len wir noch ein­mal, dies­mal alle zusam­men, nach Istan­bul hin­ein­fah­ren. Das Auto neh­men wir, nach­dem wir ges­tern schon die Ver­kehrs-chao­ti­schen Zustän­de gese­hen haben, auch dies­mal nicht mit. Statt des­sen neh­men wir uns zu fünft eine Taxe, mit erst ein­mal wie­der der Fahr­preis aus­ge­han­delt wird. Die Taxen sind alte, rund­li­che ame­ri­ka­ni­sche Wagen, in denen sechs Leu­te gut Platz haben. Dies­mal sind die Stra­ßen in der „City“ wesent­lich belebter.

Die Blaue Moschee und die Hagia Sophia woll­ten wir natür­lich unbe­dingt sehen, wie Scha­ren von ande­ren Tou­ris­ten auch, was auch sehr loh­nend ist. Die Hagia Sophia ist offi­zi­ell ein Muse­um, wird also nicht mehr als Moschee benutzt. Damit fal­len auch die Tep­pi­che weg, die nor­ma­ler­wei­se den Boden bede­cken und damit eine rich­ti­ge gemüt­li­che Atmo­sphä­re schaf­fen. Die rie­si­ge Kup­pel macht einen kühl-bedroh­li­chen Ein­druck. Von der Decke hän­gen unglaub­lich vie­le Lüs­ter, die wie ein Netz über den Köp­fen schwe­ben. Man meint, man müss­te sie grei­fen kön­nen, weil der Abstand zwi­schen Boden und Lüs­tern so klein ist im Ver­gleich zum Abstand der Lüs­ter zur Decke.

Das Inne­re der Moschee ist ein wil­des Misch­masch aller Kul­tu­ren, die sie in Besitz hat­ten. Sie war eine Zeit­lang christ­li­che Kir­che (ist, glau­be ich, sogar als Kir­che erbaut wor­den), von daher hat sie eine Men­ge Bil­der mit christ­li­chen Moti­ven, eine Kan­zel und Figu­ren. Dazu die Lüs­ter, die unge­wohnt unver­ziert sind, eigent­lich nur aus Gestän­ge bestehen. Weit, weit oben in der Kup­peln, d. h. am Ansatz der Kup­pel, also auf hal­ber Höhe des gesam­ten Rau­mes, hän­gen vier majes­tä­tisch-gro­ße, schwar­ze, run­de Schil­der mit gol­de­nen ara­bi­schen Schrift­zü­gen dar­auf, die dem Cha­rak­ter der Kir­che sozu­sa­gen auf die Füße tre­ten. Ver­schie­de­ne Holz­bau­ten, z.B. der Platz des Königs (mit Dach), ver­wir­ren einen dann vollständig.

Die Blaue Moschee, wohl die ein­zi­ge Moschee in Betrieb, die auch „Ungläu­bi­ge“ betre­ten dür­fen, wirkt sofort völ­lig anders. Die blau­en bis grün­lich-blau­en Mosai­ken, die durch unglaub­lich vie­le gro­ße und klei­ne Fens­ter beleuch­tet sind, geben ein küh­les Licht.

Wegen der Hit­ze drau­ßen und der

Gun­ne: … nach Käse­fü­ßen stinkenden …

Tep­pi­che, die hier den gan­zen Fuß­bo­den bede­cken, ist das sehr ange­nehm. Die klo­bi­gen, auch mit Mosai­ken ver­zier­ten Säu­len geben in die­sem Zusam­men­hang eine Atmo­sphä­re der Ruhe und Sicherheit.

Auch Tou­ris­ten müs­sen die Schu­he aus­zie­hen, dür­fen aber nur einen Teil der Moschee betre­ten. Das haben wir auch getan und uns dann auf einen Tep­pich gesetzt, weil anschei­nend gera­de so etwas wie Got­tes­dienst gehal­ten wur­de. Das beka­men wir aber lei­der nicht genau mit, weil wir zu weit weg waren und ein paar ame­ri­ka­ni­sche Tou­ris­ten einen tosen­den Lärm veranstalteten.

Vor der Moschee kamen wir dann mit einem Men­schen ohne Bei­ne ins Gespräch, der erzähl­te, er wäre ein­mal in Ber­lin gewe­sen. An ihn wur­den eini­ge zoll­freie Ziga­ret­ten ver­kauft, und dann mach­ten wir uns auf die Suche nach dem berühm­ten Basar. Den fan­den wir auch, aber in was für einem bedau­er­li­chen Zustand!

Die aben­teu­er­li­che mor­gen­län­di­sche Kul­tur zieht lang­sam aber sicher dort den Schwanz ein und macht der „gro­ßen west­li­chen Kul­tur“ Platz. Kitsch aus Plas­tik, imi­tier­te Schwer­ter mit Plas­tik-Rubi­nen konn­te man vom Meter kau­fen. Da aber der Basar rie­sig ist, fan­den wir nach eini­gem Suchen auch sehr erfreu­li­che Läden. Da gab es dann Tep­pi­che, Fel­le, Leder­sa­chen. Für uns war zwar vie­les viel zu teu­er, aber es mach­te Spaß, sich mit den Ver­käu­fern in unde­fi­nier­ba­ren Welt­spra­chen zu unter­hal­ten. Als wir schließ­lich genug hat­ten, Hun­ger hat­ten und wie­der an die fri­sche Luft woll­ten, wur­den wir von einem sehr freund­li­chen Tür­ken zu einem wirk­lich guten Restau­rant geführt, wofür er kei­nen Pfen­nig Geld haben woll­te (!). So etwas pas­siert sehr selten.

Nach einem wil­den Han­del mit 5 bis l0 Leu­ten um den Preis für die Taxe nach Hau­se, stell­te sich her­aus, dass der Besit­zer des Wagens in irgend­ei­ner Ecke lag und schlief. Der aus­ge­han­del­te Preis wur­de ihm gesagt, als er geweckt wur­de. Er war ein­ver­stan­den und fuhr uns zurück zum Campingplatz.