Die Ursache für unseren unfreiwilligen Stopp war die linke Antriebswelle, die Robert ursprünglich wegen eines knackenden Kardangelenks bereits zu Anfang unserer Reise vor einem Schrottplatz bei Bad Reichenhall ausgetauscht hatte. Auf den einigen tausend Kilometer, die wir in den ersten drei Wochen der Reise hinter uns gebracht hatten, waren die sechs Schrauben locker geworden, mit denen die Welle am Getriebe befestigt ist. Bei dem nicht einmal allzu forschen Start nach unserer Pause am Meer am 8. August waren die sechs Schrauben den Scherkräften nicht mehr gewachsen und brachen ab.Wegen des Differentials drehte sich auch das Rad auf der anderen Seite nicht mehr, die Fuhre stand.
Robert kroch unter den Wagen und hatte das Problem schnell gefunden. Wenn ich mich recht erinnere, war eine Schraube unversehrt geblieben. Dieses Muster wurde dringend gebraucht, als wir per Autostop loszogen, um Ersatz für die gebrochenen Schrauben zu besorgen. Ich meine, dass Agi und ich zusammen in eine Richtung fuhren und a und Gunne in die andere Richtung, während Robert beim Wagen bliebt und anfing, mit Hammer und Schraubenzimmer die Stümpfe aus dem Gewinde zu entfernen.
Gegen Mittag waren wir in einem kleinen Ort angekommen, in dem auf einem Hügel — sozusagen landschaftlich reizvoll — eine VW-Werkstatt lag. Dort wurden wir mit unserem Muster vorstellig und baten um Hilfe. Am Ende konnten wir mit einer Anzahl der fraglichen Schrauben, ulkigerweise teils rostig, teils ölig zum Auto zurücktrampen. Ich bin mir nicht mehr sicher, ob wir ausreichend Schrauben auftreiben konnten und wie weit a und Gunne erfolgreich waren, aber zusammen reichte es. Robert hatte inzwischen die Gewinde klar gemacht und als die Sonne unterging, waren die Schrauben mangels Drehmomentschlüssel einfach maximal festgezogen und der Bus setzte sich zu einen kleinen Probefahrt in Bewegung. Die Erleichterung war natürlich groß, dass diese Panne mit ein bisschen Hilfe und Improvisation behoben werden konnte und nicht zum Abbruch unserer Reise oder einem kostspieligen Werkstattaufenthalt führte (was unsere Reise auch beendet hätte).
Wir kamen überein, die Reise an diesem Abend nicht mehr fortzusetzen, sondern ebendort am Strand zu schlafen. Meine Schwester, das a, und ich hatten für diese Reise rote High-Tech Daunenschlafsäcke von unseren Eltern geschenkt bekommen, die mit einem Kunstfasermaterial bezogen waren. Natürlich waren diese Schlafsäcke auf dieser Reise eigentlich immer viel zu warm, aber da wir ja nun nichts anderes hatten, konnten wir nur wählen, entweder schwitzend hineinzukriechen (irgendwann in der Nacht wurde manchmal doch eine Wohlfühltemperatur erreicht) oder auf dem Schlafsack zu schlafen und sich der örtlichen Fauna auszusetzen. Erst im Marokko kaufte ich dann eine Decke, die aber aus so borstiger Wolle gewebt war, dass man höchstens mal darauf sitzen konnte.
– Stefan, 13.7.14