Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) ist „in Sorge” über die Auswirkungen des Berliner Mietendeckels, Leser des Tagesspiegels sehen Berlin von Sozialisten regiert. Der Tagesspiegel macht richtig Stimmung.
„Angebot an Wohnungen halbiert” — „Mietendeckel hat dramatische Auswirkungen”
Sicher kann man festhalten, dass viele Berliner erheblich weniger Miete zahlen als vor dem Mietendeckel. Obwohl die Zahlen nicht richtig belastbar sind, überrascht das Momentum der Maßnahme offenbar selbst deren Urheber. Wegen der ausstehenden Gerichtsentscheidung über die Rechtmäßigkeit der Maßnahme geben viele das Gesparte noch nicht aus, sondern legen es als Sicherheit auf die hohe Kante.
Weg ist das Geld nicht — es hat eben nur jemand anderes, und das ist gut so.
Angebot halbiert? Da reibt man sich Augen: steht die Hälfte der Wohnungen leer? Nein, auch wenn das gelegentlich öffentlichkeitswirksam behauptet wird — durch den Mietendeckel wird es nicht attraktiver, Wohnraum leerstehen zu lassen.
Hohe Mieten waren bisher für viele ein Grund, umzuziehen und haben damit auf dem Wohnungsmarkt für Bewegung gesorgt. Jeder Mieter fragt sich regelmäßig, ob er monatlich ein Drittel bis die Hälfte seines verfügbaren Einkommens dafür aufbringen will, dass er oder sie ein Dach über dem Kopf hat. Die Begüterten bauen oder kaufen selbst, die weniger Begüterten schauen, ob man nicht woanders für weniger Geld mehr Wohnqualität bekommt. Zahlungskräftigere Bewerber rücken nach. Hohe Mieten halten auf diese Weise ein unproduktives Umzugs- und Verdrängungskarussell am Laufen. Wenn das Karussell sich langsamer dreht, ist das Angebot nicht mehr so groß — das ist wahr, es bedeutet aber auch, dass die Verdrängung von nicht so zahlungskräftigen Mietern aus attraktiven Wohnlagen, bekannt als Gentrifizierung, an Tempo verliert.
Ich bekenne, dass ich selbst Wohnraum vermiete, übrigens zu einem erheblich geringeren Preis als vor dem Mietendeckel. Obwohl ich also Einbußen habe, bin ich mit der gesetzlichen Schaumbremse für den überhitzten Wohnungsmarkt einverstanden. Die Sorge um die Bezahlbarkeit der eigenen Wohnung ist durch die Maßnahme vielen genommen worden, das ist gut so.