16. August

In Mün­chen ver­brin­gen wir Stun­den bei einer Mer­ce­des-Nie­der­las­sung, weil Rolf unbe­dingt noch irgend­wel­che Tei­le aus­wech­seln oder als Reser­ve ein­la­den will. Ich will nur noch eins – end­lich raus aus Deutsch­land. Aber als wir schließ­lich nach Öster­reich kom­men, sieht es da neben der Auto­bahn fast genau­so aus wie in Bay­ern, nur die Ber­ge sind etwas höher.

Erst in Jugo­sla­wi­en glau­be ich so lang­sam, dass wir doch schon etwas wei­ter weg von Zuhau­se sind. Je wei­ter wir auf dem „Auto­put” vor­an­kom­men, des­to öfter sieht man Fahr­zeu­ge mit nur ein oder zwei PS auf der Straße…

77002_jugosl.jpg

77003_jugosl.jpg
Am Abend fährt Rolf von der Tran­sit­stre­cke ab, in einen schma­len Wald­weg hin­ein. Weil es schon total fins­ter ist, schla­fen alle im Bus – Cathe­ri­ne, Rolf, Anna und Ulli auf dem Matrat­zen­po­dest, der Rest von uns auf den Sitz­bän­ken oder auf dem Boden. Ich lie­ge hin­ter einer Bank und kann mich nicht rich­tig aus­stre­cken, aber ich schla­fe tief und fest und wache – genau­so wie die Ande­ren – am nächs­ten Tag erst gegen zehn Uhr auf.

Ver­mut­lich hät­ten wir, erschöpft wie wir waren, auch noch län­ger geschla­fen, wenn uns nicht zwei jugo­sla­wi­sche Dorf­po­li­zis­ten geweckt hät­ten, die laut und ener­gisch gegen die Wagen­tür klop­fen. Natür­lich spre­chen sie kein Wort Eng­lisch, und nie­mand von uns beherrscht ihre Spra­che (wel­che auch immer das sein mag), aber genau die­sen Umstand macht sich unser Fah­rer zunut­ze: „Ja, ich weiß, das wil­des Cam­ping hier ver­bo­ten ist, aber ich wäre sonst hin­term Steu­er ein­ge­pennt, und es pas­sie­ren doch wirk­lich genug Unfäl­le auf eurer beschis­se­nen Schot­ter­pis­te, nicht wahr? Ey, Leu­te, hal­tet euch fest, wir star­ten, bevor die bei­den Jungs hier sich über­legt haben, wie­vie­le Rupies sie uns wohl abknöp­fen könn­ten, ver­dammt, in der Ther­mos­kan­ne ist bestimmt kein Kaf­fee mehr, na ja, wir müs­sen uns sowie­so ein Plätz­chen zum Früh­stü­cken suchen …” Er brab­belt ein­fach irgend­wel­chen Unsinn, ohne eine Pau­se ein­zu­le­gen, ges­ti­ku­liert dabei wild und lächelt die neben der geöff­ne­ten Wagen­tür ste­hen­den Uni­for­mier­ten die gan­ze Zeit freund­lich an, wäh­rend er hin­ter dem Steu­er Platz nimmt.

Als er den Wagen anlässt, fan­gen die bei­den Poli­zis­ten eben­falls an, wild zu ges­ti­ku­lie­ren, und sto­ßen irgend­wel­che Befeh­le aus, aber immer noch lächelnd schließt er die Tür, winkt ihnen freund­schaft­lich zu und fährt los.

Der Bus rum­pelt der­art rasant über den holp­ri­gen Weg, dass ich gar nicht erst auf­zu­ste­hen ver­su­che, son­dern ein­fach auf dem Boden in mei­nem Schlaf­sack sit­zen blei­be, bis wir wie­der eine asphal­tier­te Stra­ße erreicht haben.

Puh,” seufzt Rolf erleich­tert, „das hät­te teu­er wer­den können …”

Etwa eine hal­be Stun­de spä­ter biegt er wie­der von der Haupt­stra­ße ab („drin­gend Kaf­fee kochen”) und wir ver­an­stal­ten ein Früh­stücks-Pick­nick am Wegesrand.

77004_hippies.jpg