5.September
Erst am frühen Nachmittag schaffe ich es in Stadt, um meine Stiefel abzuholen.
Als ich sie anprobiere, merke ich, dass der Schuster sie aus extrem dicken und harten Leder angefertigt hat. Vermutlich hat er es gut gemeint – dieses Schuhwerk hält sicher eine kleine Ewigkeit – aber bevor die nicht richtig „eingelaufen” sind, sind sie auch nicht bequem.
Aber es ist ja ohnehin viel zu warm, um in Stiefeln herumzulaufen.
Ich bedanke mich bei den Handwerkern und bezahle den vereinbarten Preis, ohne auch nur eine Sekunde an Feilschen zu denken.
Nachdem mich der Schuster zum Abschied Gott anbefohlen und mir eine gute Reise gewünscht hat, stehe ich einen Moment lang unschlüssig vor seinem Laden.
Soll ich noch kurz in Mohammads Laden vorbei schauen?
Nein, besser nicht: ich bin in den Gedanken schon ganz woanders, und ich muss im Hotel auch noch meine Sachen zusammen packen.
Der gestrige Abend war so schön, den möchte ich als letzte Erinnerung an Herat bewahren – nicht einen verkrampften Austausch der üblichen Höflichkeitsfloskeln „zwischen Tür und Angel”.