Was Reisen für mich bedeutet

Schon mei­ne Eltern haben mich dem Rei­se­fie­ber infi­ziert, als sie mich und mei­ne Schwes­ter Aria­ne sogar als klei­ne Kin­der auf jede Rei­se mit­nah­men. Wir lern­ten auf die­se Wei­se Deutsch­land, Frank­reich und die Schweiz ken­nen. Da wir in West­ber­lin leb­ten, flo­gen wir in den ers­ten Jah­ren vom Flug­ha­fen Tem­pel­hof aus nach Han­no­ver, um den Tran­sit über die Inter­zo­nen­au­to­bahn zu ver­mei­den. Erst dort begann die Rei­se auf dem Land­weg mit unse­rem Auto. Der Wagen, erst ein DKW 3=6, spä­ter ein elfen­bein­far­be­ner DKW F12, stand vor dem Flug­ha­fen Han­no­ver, über­führt von einem Mann, den wir nie zu Gesicht beka­men. Es ver­gin­gen noch Jah­re, bis wir von Ber­lin aus mit dem Auto los fuhren.

Von Han­no­ver ging die Rei­se nach Süden. Ich erin­ne­re mich, dass wir ein­mal in Augs­burg über­nach­te­ten und die Fug­ge­rei im Later­nen­licht besich­tig­ten. Die Feri­en ver­brach­ten wir zu Anfang oft in der fran­zö­si­schen Schweiz. An Hau­te Nen­d­az und den Col de la For­claz habe ich schö­ne Erin­ne­run­gen.  In  Genf wohn­ten wir zwei Jah­re nach­ein­an­der in der Woh­nung einer Bekann­ten mei­ner Eltern, Eli­sa­beth Adler, die dort im Welt­kir­chen­rat mit­ar­bei­te­te. An Genf mit sei­ner Fon­tä­ne habe ich schö­ne Erin­ne­run­gen. In der Grün­an­la­ge am See ver­lieh ein Mann Tret­au­tos. Mit so einem Auto fuhr ich die Park­we­ge ent­lang und fand das per­fekt. Mei­ne Eltern hat­ten inzwi­schen auf einer Bank Platz genom­men und schau­ten mir hin­ter­her. Wir gin­gen in die Bade­an­stalt am Gen­fer See und besuch­ten das Schloss Chil­lon. Zu Essen gab es klei­ne, in Fett geba­cke­ne Fische aus dem See.

In Pfäf­fi­kon am Zür­cher See woh­nen Wal­ter und Els­beth, eben­falls Bekann­te mei­ner Eltern aus kin­der­lo­ser, glück­li­cher Zeit (obwohl ihr ers­tes Zusam­men­tref­fen mit einem Alko­hol­ex­zess und einem gebro­che­nen Arm mei­nes Vaters zu tun hat­te). Dort waren wir als Kin­der mehr­mals zu Gast.  Wal­ter arbei­te­te für die Jugend­stif­tung „Pro Juven­tu­te”. Dadurch konn­ten wir einen Som­mer in einem  gro­ßen, alten Bau­ern­haus im Ober­tog­gen­burg ver­brin­gen, das der Stif­tung gehör­te. Von dort gin­gen wir auf den Sän­tis und zum Baden an den Walen­see. Mit mei­nem Vater war ich im Ver­kehrs­mu­se­um in Luzern.

Ich fin­de Rei­sen herr­lich und bin der fes­ten Über­zeu­gung, dass Rei­sen tat­säch­lich irgend­wie bil­det. Mei­ne ers­ten Rei­sen ohne Eltern unter­nahm ich zusam­men mit mei­nen Freun­den Gun­ne und Robert. Robert stu­dier­te nicht nur die Kraft­fahr­zeu­ge an der TU Ber­lin, er hat­te auch immer selbst eins (oder mehrere).