Auf dem Kocher in einer Flurnische hatte ich Tee gekocht. Meine Freundin hatte mir gesagt, was ich brauchen würde; so fand sich alles zum Kochen Nötige in meinem Koffer. Von dem reichlichen Reiseproviant waren noch Brote, Obst und zwei Eier da. Ich deckte den Tisch, und als Maria vom Waschen wiederkam, lächelte sie. Sie bedankte sich mehr, als nötig war und versprach, auch ihr Teil an Arbeit zu tun. Aber ihr Gesicht war jetzt verschlossen.
Das Gespräch blieb einsilbig. Ich versuchte auch nicht, es wieder zu beleben. Ich war nicht so neugierig auf ihre Bekenntnisse. Meine Gedanken liefen mir voraus in die große Stadt, deren Stimme und Atem zu uns ins Zimmer wehte. Ich fieberte danach, die Treppen hinunterzugehen und aus dem Hause hinauszutreten in die Fremde.
Gegen zehn klopfte es an unsere Tür. Erschrocken blickte Maria von ihrem Koffer auf, dessen Inhalt inzwischen fast völlig in ihren Schrank geordnet war. Ihr Gesicht nahm einen gejagten Ausdruck an. Ich fragte mich betroffen, ob es ihr Mann war, den sie fürchtete, oder wer sonst.
Aber es war nur das Mädchen mit dem Kastanienhaar, das kam, um mich abzuholen. Sie nannte ihren Namen — Ellen Brand. Wir nannten die unseren und gaben einander flüchtig die Hand. Eilig machte ich mich fertig zum Gehen. Der Höflichkeit halber fragte ich Maria, ob sie nicht mitkommen wollte, da sie ja dieselben Wege gehen musste. Sie dankte aber und lehnte ab, ließ sich nur kurz den Weg beschreiben und blieb allein zurück.
Mit Bangen dachte ich, während wir die Treppe hinunter gingen, ob Maria nach so schnell versiegter Vertraulichkeit ein Semester lang so mürrisch neben mir hinleben würde. Wie ich es aushalten sollte, Tag für Tag diesem verschlossenen Gesicht zu begegnen, das auf meine Fragen nicht antworten wollte.
Aber ich war mir sicher, dass es mir an Gesellschaft nicht fehlen würde. Jetzt glaubte ich eher, dass sie es sein könnte, die mit ihren trüben Gedanken allein bleiben könnte. Nichts konnte ich wissen an diesem Morgen von allem, was unser beider Leben ineinander verspinnen und wieder voneinander lösen würde. Nichts wusste ich von allem, was wir haben würden an Freude und Bitterkeit, jeder für sich allein. Der Fliederduft in den unbekannten Straßen versprach hundert sonnige, selige Sommertage.